Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland wird 2025 voraussichtlich weiter stark ansteigen. Experten rechnen mit bis zu 26.000 Insolvenzen in diesem Jahr. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Firmenpleiten noch bei knapp 22.000 – ein Anstieg von 23,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Mehrere Krisen setzen Unternehmen unter Druck
„Die Liste der Probleme ist lang: hohe Energiekosten, Herausforderungen in den Lieferketten, politische Unsicherheit“, erklärt Frank Schlein, Geschäftsführer eines führenden Informationsdienstleisters. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen haben mit den gestiegenen Kosten und wirtschaftlichen Unsicherheiten zu kämpfen.
Hinzu kommt die anhaltende Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe. Unternehmen, die finanziell angeschlagen sind, erhalten oft nicht mehr die notwendigen Mittel zur Stabilisierung. Auch die schleppende Konjunkturentwicklung sorgt für zusätzliche Belastung, da die Nachfrage in vielen Branchen nachlässt.
Besonders betroffene Branchen
Bestimmte Wirtschaftszweige sind besonders stark betroffen. Das Baugewerbe leidet unter steigenden Material- und Finanzierungskosten, während der Einzelhandel und die Gastronomie mit sinkender Kaufkraft der Verbraucher kämpfen. Auch die Transport- und Logistikbranche meldet vermehrt Insolvenzen, da hohe Dieselpreise und Lieferkettenprobleme die Kosten weiter in die Höhe treiben.
Ein weiteres Problem ist die steigende Zahl von Insolvenzen bei Zulieferern, was Dominoeffekte in der gesamten Wirtschaft auslösen kann. Wenn wichtige Partner ausfallen, geraten auch gesunde Unternehmen in Schwierigkeiten.
Regionale Unterschiede
Die Insolvenzentwicklung unterscheidet sich je nach Bundesland. In wirtschaftlich starken Regionen wie Bayern und Baden-Württemberg sind die Zahlen niedriger als in strukturschwächeren Gebieten. Allerdings zeigen sich auch in den bisherigen Wirtschaftszentren zunehmend Insolvenzen, insbesondere im Mittelstand.
In den Stadtstaaten wie Berlin und Bremen ist die Zahl der Firmenpleiten pro 10.000 Unternehmen besonders hoch. Hier spielen neben wirtschaftlichen Faktoren auch unternehmensspezifische Risiken eine Rolle, etwa in stark umkämpften Märkten wie der Gastronomie oder im Dienstleistungssektor.
Wirtschaft warnt vor weiterem Anstieg
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer sieht die Entwicklung mit Sorge. „Die neuen Insolvenzzahlen sind ein deutliches Warnsignal“, so ein Sprecher. Wirtschaftsexperten fordern dringend Entlastungen, insbesondere durch eine Senkung der Energiekosten, Bürokratieabbau und gezielte Fördermaßnahmen für besonders betroffene Branchen.
Trotz des starken Anstiegs bleiben die Zahlen unter den Höchstwerten früherer Jahre. In den 2000er-Jahren gab es bereits Jahre mit über 39.000 Firmenpleiten. Dennoch bleibt die Lage angespannt, und viele Unternehmen hoffen auf eine baldige wirtschaftliche Erholung, um nicht selbst in die Insolvenz zu geraten.