Der Videospiel-Einzelhändler Gamestop hat angekündigt, alle 69 verbliebenen Filialen in Deutschland bis spätestens 31. Januar 2025 zu schließen. Die Entscheidung markiert das Ende einer Ära für den stationären Handel des Unternehmens in Deutschland und spiegelt den zunehmenden Wandel in der Gaming-Industrie wider, der sich immer stärker ins Digitale verlagert.
Rückzug aus Europa
Die Schließung der deutschen Filialen ist Teil eines umfassenderen Rückzugs von Gamestop aus Europa. Bereits 2022 hatte das Unternehmen Standorte in Irland, Österreich und der Schweiz aufgegeben. Auch die Filialen in Italien wurden kürzlich an den Wettbewerber Cidiverte verkauft. Nach der Schließung der deutschen Läden bleibt Gamestop in Europa nur noch in Frankreich vertreten. Global betreibt der Einzelhändler derzeit noch 4169 Standorte, von denen der Großteil, nämlich 2915 Filialen, in den USA liegt.
In Deutschland sind von den Schließungen etwa 500 Mitarbeiter betroffen, darunter 100 Angestellte in der Zentrale im baden-württembergischen Tannheim. Ob Gamestop in Deutschland als reiner Onlinehändler weiter agieren wird, bleibt unklar. Der Trend zu digitalen Downloads und Online-Shopping hat den physischen Verkauf von Spielen zunehmend verdrängt. Große Konkurrenten wie Amazon und die digitalen Plattformen der Konsolenhersteller Microsoft, Sony und Nintendo machen es Einzelhändlern wie Gamestop schwer, sich zu behaupten.
Von Spielen zu Fan-Artikeln
In den letzten Jahren hatte Gamestop versucht, durch eine verstärkte Ausrichtung auf Hardware, Zubehör und Fan-Artikel wie T-Shirts, Tassen und Figuren, den Umsatz zu stabilisieren. Dennoch erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2022/23 in Deutschland lediglich einen Umsatz von 141 Millionen Euro, wobei der Gewinn bei nur 2,8 Millionen Euro lag. Diese Entwicklung folgte auf Jahre mit Verlusten und einer schrittweisen Reduktion der Filialanzahl von einst rund 200 Standorten.
Spektakulärer Börsenhype
International sorgte Gamestop Anfang 2021 für Schlagzeilen, als die Aktie des Unternehmens durch koordinierte Käufe von Nutzern der Plattform Reddit unerwartet in die Höhe schoss. Der Nutzer Keith „DeepFuckingValue“ Gill initiierte die Aktion, indem er die Aktie anhäufte und andere ermutigte, seinem Beispiel zu folgen. Diese Bewegung zwang Leerverkäufer, die auf einen Kursverfall gewettet hatten, ihre Positionen teuer zurückzukaufen. Der sogenannte „Short Squeeze“ führte zu massiven Kurssprüngen und machte die Aktie zu einem Symbol des Kampfes zwischen Kleinanlegern und großen Hedgefonds.
Ein Wandel in der Branche
Die Entscheidung, den stationären Handel in Deutschland einzustellen, verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen sich der Videospielmarkt konfrontiert sieht. Der Übergang zu digitalen Vertriebsmodellen und der harte Wettbewerb durch Branchenriesen haben Gamestop und ähnliche Unternehmen in die Defensive gedrängt. Die Schließungen markieren das Ende eines Kapitels für Gamer und Händler gleichermaßen, die einst die Läden von Gamestop als zentrale Anlaufstelle betrachteten.